KiTa Streik: Betroffene hier ?

ConnyLungis · 28.05.2009, 14:31

Meldet Euch bitte mal. Ich hab`mit der Sache echt ein Problem. Verdi spricht hier von unzumutbaren Arbeitsbedingungen, von Streßbelastungen bis zum BurnOut, von Eßstörungen bei den ErzieherInnen..

Hallo ? Also ich werde der Leitung unserer KiTa morgen früh mal anhauen. Die haben bereits vier Streiktage hingelegt, was mich sehr nachdenklich macht. Mir war echt nicht klar, dass die Kindergärtnerinnen dort psychisch schon so auf dem Zahnfleisch gehen. Ich mag meine Tochter da eigentlich nicht mehr hinbringen. Die Damen verdienen auch nur 2400.- (Vollzeit) nach Tarif. Verdi sagt, es wären nur 1000.- netto.. Oh, ob`s vielleicht daran liegt, dass die meisten nur Teilzeit arbeiten ? Klar, dass die dann kurz vor dem Burnout stehen.

Na, wir wollen mal nicht so genau nachfragen.

Also, wen betrifft`s hier auch ? Meinungen/Input (auch gerne von nicht Betroffenen) ?

Nostromo · 29.05.2009, 07:50

Ach was, die stellen sich nur an.

Das ist voll der easy Job. Ist doch nichts dabei auf eine paar wohlerzogene Kinder aufzupassen in unserem wohldurchdachten Kindergartensystem.

ICh weiss auch nicht, warum die Lehrer immer so rumheulen. Die bekommen schliesslich diese Kinder nachher ja weitergereicht, machen ein paar Stunden Unterricht am Tag und haben gefühlte 195 Tage Urlaub im Jahr. Alles Heulsusen!

Gut, mal ernsthaft. Eine gute Freundin arbeit in diesem Breich und sprach auch schon öfter mal von (vor allem) älteren Kolleginnen, die nah am Burnout sind oder schon länger aufgesteckt haben, weil der Job (im überigen auch als 1/2 Stelle ) eben nicht so stressfrei ist, wie sich das einige vorstellen. Man macht dort wohl tatsächlich noch ein wenig mehr, als ab und an mal eine handvoll Kinder betüddeln.

Ich persönlich würde mich nach einem Tag mit nervigen Teppichratten wohl auch von der Erdbeerbrücke stürzen.

ConnyLungis · 29.05.2009, 09:23

Nun ja. Ich finde, die werden dafür nicht schlecht bezahlt (achtung, Lehrer ist was anderes) und wußten doch vorher, um was es bei dem Job geht. Auch der Vorwurf, dass die Erzieherinnen ständig Krankheiten ausgesetzt wären ist für mich grotesk. Das war damals beim Ärztestreik kein Thema gewesen. Ob`s vielleicht daran liegt, dass die Ärzte das ganz bewußt mit dem Beruf auf sich nehmen ?

Ich finde, Verdi treibt es Meilen zu weit.

Kosmo · 29.05.2009, 09:25

Also 2400 Brutto verdienen da die wenigsten denke ich. Denn eigentlich sind die schlechter bezahlt als der Einzelhandel und das will schon was heißen!
Also ich hätte da ja schon nach der Ausbildung dicken Hals gehabt. 4 Jahre ohne Kohle ist ja fast wie Studium und dann so nen Hungerlohn obwohl es zu wenig Erzieher gibt... das doch auch schon merkwürdig oder? Wenn es zu wenig Erzieher gibt müssten die doch mehr verdienen??

ConnyLungis · 29.05.2009, 10:31

nein nein, Du irrst. Das ist der Tarif. Verdi stellt es so dar, wie Du sagst, weil es viele Teilzeitkräfte gibt..

http://www.zeit.de/2009/22/Argument-Kita-Streik?page=2

In den aktuellen Verhandlungen sind die finanziellen Forderungen der Gewerkschaften natürlich, wie immer bei Tarifverhandlungen, übertrieben – ebenso wie es manches Flugblatt ist. So behauptet ver.di etwa, dass mehr als ein Drittel aller Erzieherinnen weniger als 1500 Euro brutto im Monat verdienten. Verschwiegen wird, dass es sich dabei erstens vor allem um Teilzeitkräfte handeln dürfte, zweitens nicht um kommunal beschäftigte Erzieherinnen, die in der Regel bei 2130 Euro einsteigen.

Also ich kann mir gut vorstellen, dass Mitglieder anderer Berufe (KrankenpflegerInnen, FriseurInnen etc.) sich da ein wenig seltsam fühlen.

PS:
Ich muss dazu sagen, dass bei uns die kommunal beschäftigen Erzieherinnen streiken. Ehrlich gesagt bin ich geschockt über diese Tatsache. Andere sind froh über nen 1Euro Job auf dem Feld und diese Frauen machen 1.500.- für nen halben Tag in der KiTa. Gutes Geld, finde ich.

HolgiV6 · 29.05.2009, 10:38

Die werden aber wohl sicher eher streiken da es einfach zu wenige gibt und somit mehr gearbeitet werden muß wie angedacht, ohne lohnausgleich
Also ich wollt mich nicht auch nur ein halben tag mit rotzfrechen unerzogenen balgen fremder leute rumärgern wo man auch noch für alles mögliche verantwortlich gemacht wird

Wieso schimpfen eigentlich immer alle wenn mal eine Berufsgruppe mehr Lohn verlangt?
Ihr stellt euch doch auch nicht hin und sagt " och mehr geld, nein danke, mir reicht mein bisschen einkommen"

das die Vorderungen ein wenig übertrieben sind ist klar, das kommt aber ja auch daher das die Vertragsparteien verhandeln und man sich somit letztlich meist auf die mitte einigt

ConnyLungis · 29.05.2009, 11:41

Zitat:

Also ich wollt mich nicht auch nur ein halben tag mit rotzfrechen unerzogenen balgen fremder leute rumärgern wo man auch noch für alles mögliche verantwortlich gemacht wird

..und alle Ausländer sind kriminell und alle Ossis sind arbeitslose Nazis.

Du darfst dabei nicht vergessen, dass niemand die Leute zu dem Beruf gezwungen hat. Die haben ihn sich ausgesucht, also ist davon auszugehen, dass sie ihn auch grundsätzlich gerne ausüben.

Und jeder von uns ist mittlerweile BurnOut gefährdet. Es gibt keine lockeren Jobs mehr in der Einkommensklasse.

Ich meine, wenn sie für Neueinstellungen streiken würden, weil das Personal zu knapp bemessen ist. Ok. Aber mehr des bereits recht üppigen Gehaltes (Tarif), beschweren sich über Ansteckungsrisko (ist imho ein Berufsrisiko, weiss man vorher)..ich weiss nicht. Ist alles ziemlich komisch.

Hier bei mir gegenüber ist ein Frisörladen. Da arbeitet eine junge Frau volltags (im Stehen, klar) für 900.- netto. Und das kommt kein Wort der Klage. Steht das noch in einem Verhältnis ?

HolgiV6 · 29.05.2009, 11:44

natürlich steht das nicht mehr in einem vernünftigem verhältnis aber warum sollen die kleinen arbeitnehmer nicht auch mal die Hände aufmachen wenn es ihnen die Politiker vormachen?????????

Nostromo · 29.05.2009, 12:54

Na ja, das Gewerkschaften beim Arbeitskampf überzogene Forderungen stellen ist aber doch keine Revolution.

Ist doch immer das gleiche. Gewerkschaft will 20% mehr, Arbeitgeber sagen 2% und man trifft sich dann iner Mitte bei 2,7% Mit etwas Glück gleicht man so sogar die Inflation aus.

Im Übrigen steht das Gehalt einer Frisörin tatsächlich in keinem Verhältniss zu nichts. Dabei verdient eine Erzieherin aber nicht zu viel sondern eine Frisörin zu wenig.
Und ja, ich würde anstatt 10.- € beim Frisör auch 20 hinlegen, wenn die Gehälter steigen würden.

Wie sprach Volker Pispers doch: "Es gibt 2 Möglichkeiten beim Mindestlohn. Entweder man ist dafür oder man ist ein Ar$chloch."

ConnyLungis · 29.05.2009, 13:34

Ja, der war gut

Mindestlohn ist halt wieder ein anderes Thema. Bei längst überfälliger privatisierung von kranken- pflege- und rentenversicherung, evtl auch AL Versicherung, Unfall sowieso, wären die Lohnnebenkosten auch nicht mehr so hoch. Da könnte man über Mindestlohn reden. Man muss ja nicht vollständig privatisieren, zumindest aber mal kapitaldecken.

28.05.2009, 14:31	#1 (permalink)
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29.05.2009, 13:34	#10 (permalink)
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