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Alt 13.08.2009, 08:29   #4 (permalink)
Bat
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AW: 8 Verkehrsschilder abgeschafft

http://www.stuttgarter-nachrichten.d...neeflocke.html

Stuttgart - Bei einigen befällt einen fast Wehmut. So bei der schwarzen (!) Schneeflocke, die vor Schnee-und Eisglätte warnt. Oder der Steinschlag. Schaurig schön, wie kleinwagengroße Felsbrocken aufs eigene Dach zu pratzeln drohen. Nett auch das Auto, das zum Sprung in den See ansetzt, wo das Zeichen doch nur auf ein Ufer hinweisen will. Vorsicht Splitt/Schotter, die bewegliche Brücke sowie Viehtrieb haben ebenfalls hohen piktografischen Unterhaltungswert.

Nur einen großen Nutzen haben sie offenbar nicht mehr. Zumindest sehen das die Verkehrsministerien von Bund und Ländern und die entsprechenden Fachverbände so. Sie streichen besagte Zeichen zum 1. September aus der Straßenverkehrsordnung (StVO). Fünf weitere von insgesamt über 400 bekommen eine Galgenfrist von zehn Jahren: Bahnübergang, Richtgeschwindigkeit, nicht befestigter Seitenstreifen, innerörtlicher Wegweiser und schlechter Fahrbahnrand.



Ein neues Wesen im Deutschen Schilderwald ist der Inliner, dem künftig ein eigenes Zeichen zum Befahren von Radwegen gewidmet ist. Die ebenfalls neuen Zeichen Parkraumbewirtschaftung und durchlässige Sackgasse verdeutlichen auf komplizierte Weise, wer wo parken bzw. durchfahren darf.

Weniger ist mehr, meint Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD). Die Straße soll selbsterklärend sein. Damit endet ein jahrelanges Ringen um die Novellierung der StVO. Sämtliche Änderungsanträge aufeinandergelegt maßen 20 Zentimeter. Vor allem Tourismus- und Naturschutzverbände wehrten sich mit Händen und Füßen gegen eine noch stärkere Ausdünnung.

Auf der ursprünglichen Streichliste standen auch Zeichen wie Wanderparkplatz, Autobahngasthaus oder Autobahnkiosk (Wo gibt es das?). Sie bleiben vorerst und werden nur in den Verkehrszeichenkatalog herabgestuft. Automobilverbände stemmten sich erfolgreich gegen den Abbau weiterer Gefahrenzeichen.

Auch wenn einem die Schneeflocke gefühlt an jeder Autobahnbrücke begegnet, sind die jetzt aus dem Verkehr gezogenen Zeichen auf Deutschlands Straßen statistisch nur schwach vertreten - was zur Kritik verleitet, die Beteiligten hätten sich mal wieder nur auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigen können. Der ADAC hält ein Drittel aller Schilder für überflüssig. Darüber, dass zu viel Blech entlang von Straßen und Autobahnen den Blick aufs Wesentliche - nämlich die Straße - versperrt, sind sich nahezu alle Verkehrsexperten einig. Im Rahmen der selektiven Wahrnehmung können überhaupt nur ein Viertel aller Schilder wahrgenommen werden.

Die Gesetzesänderung tritt zwar in wenigen Wochen in Kraft - Gerhard Scholl vom Innenministerium in Stuttgart erwartet deshalb jetzt aber "keine große Abbauaktion". Sämtliche Schilder würden alle zwei Jahren auf Zustand und Sinnhaftigkeit überprüft. Die Rodung ist also ein Prozess, der sich über Jahre hinziehen wird. Einige Schilder, deren Lebensdauer bei zehn bis 15 Jahren liegt, werden vorher verrostet sein. Außerdem gibt es für die Straßenverkehrsbehörden immer noch ein Hintertürchen: Wenn sie glaubhaft versichern können, dass an dieser oder jener Stelle ohne Hinweis schlimme Katastrophen drohen, dürfen sie auch weiterhin vor Kühen, Felsen oder tieffliegenden Flugzeugen warnen.
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"Tugend nennt man die Summe der Dinge, die wir aus Trägheit, Feigheit oder Dummheit nicht getan haben." Henry Miller
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