Einfach mal lesen und drüber nachdenken...

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Einfach mal lesen und drüber nachdenken...


Markus
08.09.2010, 00:13
Hallo,

auf dieser Seite geht es um das Thema „Einfach mal lesen und drüber nachdenken...” und alles was damit zu tun hat.
Sollte sich in den Beiträgen auf dieser Seite nicht das Richtige finden lassen, frag doch einfach eben direkt hier im Forum nach.

Mit vielen tausenden registrierten Mitgliedern lässt eine passende Antwort ganz bestimmt nicht lange auf sich warten!

Schöne Grüße,
Markus

JörgHH
08.09.2010, 00:13
Ich möchte euch hier mal einen ganz traumhaften, aber auch sehr traurigen Text reinstellen.
Es geht um einen jungen Motorradfahrer, der tödlich verunglückt ist und sich als Schmetterling einen Kollegen zu erkennen gab.
Lest es euch einfach mal durch ...

Für Eric ...
aus dem R4F Forum, Zitiert wird hier Bundy:

Schmetterlingsgeschichten - Gedanken zum Leben

Die folgenden Zeilen mögen manchen da draußen seltsam oder zu esoterisch angehaucht vorkommen, aber so ist das Leben eben manchmal...

Es passieren Dinge, die einen auf Wolke 34 schweben lassen, und kurz darauf haut es einen wieder voll von der Wolke, direkt auf den harten Boden der scheinbaren Realität. Über diese will ich mich jetzt nicht näher auslassen, denn das würde dauern...

Im Juli 2009 hatte ich Dienst am Hockenheimring. Ich war Instruktor beim Renntraining von PS, und hatte einen Riesenspaß dabei. Irgendwann kam ein schüchtern wirkender junger Mann namens Eric Drechsler mit seinem Vater zu mir, und sagte, dass er den nächsten Turn gebucht habe, weil er es einfach nicht schaffte, mit seiner R6 unter 1:59 zu kommen. Er war mir sofort sympathisch, weil er nicht so obercool daherkam wie so viele andere Teenies, die denken, sie seien der nächste Rossi. Es war erst sein zweites Renntraining. Davor war er mit einer Aprilia RS 125 auf der Straße unterwegs gewesen. Ich fragte mich, wie er dann schon unter 2 Minuten fahren konnte.

Im ersten Turn war ich schon völlig perplex. Er hatte einen traumhaften Fahrstil, den man sonst nur bei uralten Aufzündern beobachten kann. Er erinnerte mich sehr an Kevin Schwantz, mein ewiges Idol, und meinen alten Kumpel Bluffer, der 1996 bei einem Unfall auf der Straße ums Leben gekommen war. Dasselbe Naturtalent, dasselbe Leuchten in den Augen. Ich sah gleich, dass er nur durch ein paar kleine Fehler in der Linienwahl Zeit verschenkte, und im zweiten Turn konnte er sich schon um drei Sekunden verbessern. Wir freuten uns beide über die gefundenen Sekunden, und am Ende der Veranstaltung fuhr er noch 1:55er-Zeiten und war damit schnellster 600er-Fahrer im Teilnehmerfeld.

Wir blieben danach noch per email in Kontakt, weil er 2010 mit der Straßenfahrerei aufhören und eine echte Rennserie fahren wollte. Natürlich war er heiß auf den R6-Cup, und da würde er gute Chancen haben, da war ich mir sicher.

Die Redaktion der Zeitschrift PS, für die ich als freier Redakteur tätig bin, beschloss nach dem TunerGP, Eric als „Racer des Monats“ zu nominieren, und ich sollte den Text schreiben, was ich auch mit Freuden tat, denn er hatte sich diese Ehre wahrlich verdient, und ich wusste, dass er sich sehr darüber freuen würde.

Am 16.9., dem Erscheinungstag der neuen PS, schrieb Eric mir eine sms. Er freute sich wahnsinnig über den Artikel und meinte im Spaß, dass ihm die Sponsoren jetzt hoffentlich die Bude einrennen würden, damit er Cup fahren könne.

Am 22. erfuhr ich, dass Eric am Samstag, dem 19.09. um 16:22 Uhr in der Nähe seines Heimatortes Starzach einen Unfall mit seiner R6 hatte, und gegen einen Bus prallte. Er war zunächst noch ansprechbar, und man dachte, er hätte nur was an der Schulter, aber er erlag dann im Krankenhaus in Tübingen seinen inneren Verletzungen.

Ich dachte erst, ich würde träumen, aber dem war leider nicht so. Ich hatte ein trauriges Déjà-vu... Der Juni 1996 lief wieder in Zeitlupe vor meinem inneren Auge ab. Alles war fast genauso passiert wie damals. Wieder war ein guter Mensch viel zu früh von uns gegangen... Das hatte ich damals gedacht, aber heute dachte ich nicht mehr so, weil ich in den Jahren nach 1996 so viele Erlebnisse hatte, die in mir die Sicherheit schürten, dass man nicht so einfach stirbt, und dass der Tod eigentlich nur ein neuer Anfang ist. Bis zum 20.9.2009 glaubte ich daran, aber ich war mir noch nie 100%ig sicher. Bis zu jenem Nachmittag am Lausitzring... Zum besseren Verständnis sollte man sich vorher evtl. die am Ende angehängte Geschichte „The butterfly effect“ durchlesen, auch wenn sie lang ist...

Ich war mit meinen Brüdern von der KTM Super Duke Battle am Lausitzring, der Sonne Brandenburgs, um die zweitletzte Schlacht des Jahres um den KTM-Cup zu schlagen. Ich hatte gerade meine Lederkombi angezogen und die Stiefel zugemacht, als ich eine Berührung an den Haaren spürte. Ich schaute nach links und sah einen Schmetterling - ein Tagpfauenauge - vorbeifliegen. Er landete auf der Kurbel der Anhängerdeichsel, und schien mich anzuschauen. Ich ging näher hin und glotzte aus ca. 34 cm Entfernung zurück. Er „beugte“ sich leicht nach hinten, hob seinen rechten Vorderfuß, und winkte! Hin und her, hin und her, wie ein kleiner Mensch. Ich hatte da schon Tränen in den Augen, und streckte ihm meinen Zeigefinger hin. Ich dachte, dass er spätestens jetzt wegfliegen würde, weil ich noch nie einen zahmen Schmetterling gesehen hatte, und ich war als Kind sehr oft in der Natur unterwegs gewesen. Doch er blieb sitzen, machte wieder einen Knicks nach hinten, und „streichelte“ mit dem rechten Vorderfuß meinen Zeigefinger. Ich weinte vor Freude, weil ich mir sicher war, dass ich hier meinen Freund Bluffer vor mir hatte, und sagte, er solle jetzt weiterfliegen. Da spreizte er die Flügel und flog in den Himmel. Ich schaute ihm nach, bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Das war definitiv das schönste Erlebnis, das ich je hatte. Ich war nur noch am grinsen, bis ich am Dienstag von Erics Unfall hörte. Doch nach ein paar Minuten realisierte ich, dass der Schmetterling am Sonntag wahrscheinlich gar nicht Bluffer gewesen war, sondern vielleicht Eric...

Ich weiß selber, dass das für viele albern oder psychomäßig klingt, aber ich glaub an so nen Scheiß, und ich fühle, dass das kein Zufall war...

Khalil Gibran hat einmal geschrieben: „Wenn Dir jemand erzählt, dass die Seele mit dem Körper zusammen vergeht und dass das, was einmal tot ist, niemals wiederkommt, so sage ihm: Die Blume geht zugrunde, aber der Samen bleibt zurück und liegt vor uns, geheimnisvoll, wie die Ewigkeit des Lebens.“

Man kann sich vielleicht denken, dass ich mir auch viele Gedanken darüber gemacht hab, ob die Nominierung zum Racer des Monats vielleicht einen Teil dazu beigetragen hat, dass Eric verunglückt ist. Vielleicht war er euphorischer als sonst, ist vielleicht deswegen schneller gefahren, als gut gewesen wäre. Ich will mir nicht mein schlechtes Gewissen ausreden, wenn ich das sage, aber ich glaube, dass so ein Unfall in jedem Fall passiert, was immer man auch zuvor tun mag, um ihn zu verhindern. Hätte er an dem Tag nach dem Mittagessen noch nen Nachtisch gegessen, oder sich die Hände gewaschen, wie sich gehört, dann wär der Bus schon vorbei gewesen, wenn er an der Unfallstelle vorbeigefahren wär. Manche nennen es Schicksal - ich glaube, dass wir alle vor unseren jeweiligen Erdenleben (ja, wir haben unendlich viele...) entscheiden, wie wir leben und wie/wann wir „sterben“ wollen, wobei das Sterben immer nur der Anfang eines neuen Lebens ist...

Gestern Abend hab ich gesehen, dass mich Eric auf dem Handy angerufen hat. Natürlich war es sein Vater, aber ich hatte trotzdem eine Gänsehaut, als ich auf Rückruf gedrückt hab.

Das Gespräch mit seinem Dad hat mich umgehauen. Er wirkte sehr gefasst und ruhig, und das erste, was er sagte, war, dass er sich bedanken wolle für das, was ich für "seinen Eric" getan hätte. Er sei seit Hockenheim und vor allem seit der Veröffentlichung der neuen PS "der glücklichste Sohn der Welt" gewesen, und er sei "mit einem Lächeln auf den Lippen gegangen"... Dafür könne er mir gar nicht genug danken. Das Motorradfahren sei sein Leben gewesen, sein Ein und Alles, und er, sein Vater, sei sehr stolz darauf, was aus seinem Sohn geworden war, und was er in seinem kurzen Leben erreicht hatte. Sie würden alle daran glauben, dass der Tod nicht das Ende sei, und er sei sich sicher, dass sein Eric seinen Weg gehen wird, und sie sich irgendwann wiedersehen... Die Tränen liefen mir die Wangen runter wie Sturzbäche, weil er so dachte, und ich brauchte eine Weile, bis ich ihm die Geschichte mit dem Schmetterling erzählen konnte. Er sagte leise: „Das war dann wohl mein Eric...“ und ich antwortete „Ja, das glaub ich auch.“

Ich sagte ihm, dass ich mir Gedanken mache, weil ich ihm nicht explizit gesagt hab, er soll die Straßenfahrerei bitte sofort an den Nagel hängen. Er meinte, das habe er auch immer versucht, aber es sei sinnlos gewesen. Seine R6 sei sein Mädchen gewesen, und er hätte erst aufgehört mit ihr auszugehen, wenn die Cup-Maschine im Keller gestanden hätte.

Keep the faith

Ach kalte Nacht, umfange mich,
leg die dunkle Hand mir an die Rippen.
Saug aus die Seel, von Trauer so dürr,
will sie nicht mehr in mir tragen.
Und wenn ich nimmermehr erwach,
so bette mich bei meinen Lieben.
Am Ende der Nacht tret ich ins Licht,
umarmt von meinem Bruder,
den ich lang tot geglaubt.
Er nimmt mich bei der Hand
und führet mich, zurück ins Leben.
Da ward es Tag.

Nadine
08.09.2010, 10:09
Hallo!
Danke für den Beitrag!

LG Nadine
Schahuzi
08.09.2010, 10:09
Hm, also die Geschichte mit dem Schmetterling klingt schon sehr merkwürdig...:eek:. Der Typ war aber nicht auf Droge, oder?!
Sorry, ich glaube (leider) nicht auf ein Leben nach dem Tod (in welcher Form auch immer) :teufel:. Ich wünschte, ich würde es tun, dann hätte ich nicht so ein Schiss davor :o. Ich bin zwar durchaus empfänglich für Unerklärliches und hatte auch selbst schon ein paar merkwürdige Erlebnisse, aber an ein Leben nach dem Tod glaube ich trotzdem nicht, genausowenig, wie ich an Gott glaube :unschuldig:. Ich denke, Einstein hatte Recht damit, dass wir nur 10% (oder so) unserer Gehirnleistung nutzen und alles, was uns oder anderen dann an Merkwürdigkeiten passiert, als "Übersinnlich" oder Unerklärlich abtun :nachdenklich:.

Naja, in diesem Sinne mal ein Schmetterlingssong (der Text passt auch etwas zur Geschichte):

YouTube- a-ha - Butterfly, Butterfly » Official Video

raystream
08.09.2010, 13:58
ich finde die geschichte sehr rührend.
ich bin der festen überzeugung das da noch mehr sein muss als unser leben hier wie wir es kennen.
Warum bin ich sonst mitten in der Nacht aufgewacht und wusste dass meine Mutter genau zu dieser Uhrzeit gestorben war. Woher hätte ich dies wissen können, wenn da nicht noch was ist, was wir nicht sehen und auch nicht wirklich begreifen?

natürlich ist es jedem frei gestellt so zu denken wie er möchte, aber auch ich glaube zum teil an solche dinge.
es ist auch immer die art und weise wie man solche schrecklichen dinge verarbeitet und dann solche situationen mit dem schmetterling deutet.
wenn es ihm hilft die situation so zu deuten als ob sich eric in form des schmetterlings bei ihm bedankt und verabschiedet hat, so stelle ich nicht in frage das es so gewesen ist.

ich hoffe das diese situation und das gespräch mit dem vater viel kraft gegeben hat seine selbstzweifel bei seite zu legen.

Elvira
19.09.2010, 15:55
Eric war bei uns aus dem R6 club...
Es war sehr tragisch, das er verunglückte, da er doch nur einige Wochen später nur noch auf der Rennstrecke fahren wollte...er sollte soweit ich weis im Cup mitfahren :(
Er wurde sogar Racer des Monats.

Eric fährt immer auf meiner Elvira mit (ein Schweißband mit Schmetterling und Eric Schriftzug) und erinnert mich manchmal daran, wie schnell es doch zu Ende sein kann.

hausstrecke.de ist das neue markenoffene Motorradforum für alle Motorrad-Marken, u.a. Aprilia, BMW, Buell, Ducati, Harley-Davidson, Honda, Kawasaki, KTM, Suzuki, Triumph, Yamaha oder sonstige Marken - natürlich auch Streetfighter und sonstige exklusive Umbauten. Spannende Angebote von Händlern für Ersatzteile, Gebrauchtteile und jegliches Zubehör (Tuning, Reifen, Bugspoiler, usw.) stehen zum Verkauf. In diesem Biker Forum tauschen sich Vertragshändler und Motorradfahrer aus, auch über Oldtimer oder Roller oder Quads. Aber auch über ein Rennstreckentraining oder Sicherheitstraining vom ADAC kann sich im Forum ausgetauscht werden, der eine oder andere Erfahrungsbericht gelesen werden und Verabredungen für gemeinsame Touren mit dem Motorrad getroffen werden. Wer auf der Suche nach einer günstigen Motorradversicherung oder einem Motorrad Wunschkennzeichen ist, wird im passenden Unterforum ebenso fündig wie die Biker, die nach Tipps für Motorradbekleidung (Helm, Hose, Jacke, Handschuhe, ...) suchen. Aber auch die Motortechnik rund ums Motorrad kommt nicht zu kurz - Begriffe wie Vergasersynchronisation, Nockenwelle, etc. werden im Forum verständlich erklärt, ebenso wie Fahrwerkeinstellungen und Kauftipps für den richtigen Motorrad Auspuff.